Stammzellen sind unser ganzes Leben über aktiv. Sie sind der Baustoff, aus dem der Mensch entsteht, sich entwickelt, wächst und gesund bleibt. Sie treten sofort in Aktion, wenn Verletzungen auftreten oder man erkrankt. Während der neun Monate dauernden Schwangerschaft sind Billionen von Stammzellen dafür zuständig, dass sich aus der Samenzelle und dem Ei Leben entwickelt. Nach der Geburt übernehmen sie die ihnen zugewiesenen Aufgaben im Knochenmark und den Organen. Dort werden sie regelmäßig ausgetauscht. Bei den Knochen dauert es rund zehn Jahre, beim Dünndarm sind es nur drei bis sieben Tage und die roten Blutzellen benötigen 120 Tage zur Regeneration.
Stammzellen, die auch im Nabelschnurblut vorkommen, vermehren sich, indem sie sich teilen. Aus einer Zelle werden zwei, bestehend aus einem Universalisten und einem Spezialisten, der später nur in einem Bereich unseres Körpers zum Einsatz kommt, beispielsweise in der Haut, im Gehirn oder in den Muskeln. Die Fähigkeit sich zu teilen, nimmt im Laufe der Jahre ab. Das zeigt sich an Alterserscheinungen und teilweise auch Abnutzung. Kritisch wird es, wenn sich die Stammzellen aufgrund von schweren Schäden nicht mehr teilen können oder nicht mehr in der Lage sind, gegen den Schaden anzukämpfen. Hilfe versprechen aus medizinischer Sicht neue Stammzellen, die noch jung und unverbraucht sind, wie es bei Nabelschnurblut Stammzellen der Fall ist. Durch eine Infusion oder eine Transplantation werden sie eingebracht und können mit der „Reparatur“ beginnen.
Stammzellen werden bereits seit über einem halben Jahrhundert eingesetzt, um schwere Krankheiten zu behandeln. Die Zahl der Eingriffe steigt von Jahr zur Jahr und hat die Marke von 30.000 in Europa längst überschritten. Das Potenzial der Stammzellen, ob nun aus Nabelschnurblut oder auf andere Weise gewonnen, ist dabei noch nicht ausgeschöpft. Zum Einsatz kommt es bislang vor allem bei Krebs und allen Erkrankungen des Blutes. Doch auch Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes können mit Stammzellen behandelt werden. Derzeit gibt es mehrere klinische Studien, die ausloten, wie hoch die Erfolgsaussichten bei anderen Krankheiten sind.